Salon Z mit Sabine Herlitschka: Multiple Krisen? Multiple Chancen!

"Multiple Krisen" haben sowohl im öffentlichen als auch wissenschaftlichen Diskurs Konjunktur. Die Infineon-Vorstandsvorsitzende ist der Begrifflichkeit leid und bevorzugt es, von "multiplen Chancen" zu sprechen. Trotzdem warnt sie in ihrem Vortrag vor der Abhängigkeit, in die sich Europa bei der Chipproduktion begibt. Und plädiert dafür, sich die Systemrelevanz der Technologie ins Bewusstsein zu rufen.
Die Kernaussagen des Vortrags:
- Technologie und Digitalisierung tragen zum Ersatz von Ressourcen durch Intelligenz bei und ermöglichen Nachhaltigkeit in vielen Bereichen.
- Investitionen in strategische Teile von Wertschöpfungsketten sind für Europa zentral im geänderten geopolitischen Umfeld.
- Die Twin Transformation ist mehr als Technologie, sondern ein wirtschaftlicher, politischer und kultureller Wettbewerb, der aber durch Technologie entschieden wird.
- Infineon trägt mit der Produktion von Leistungselektronik ganz konkret zur Energiewende bei und gehört zu den 10% der nachhaltigsten Unternehmen weltweit. Die verfolgte “Tech for Green”
- Strategie stellt einen konkreten Lösungsansatz für energieeffiziente, ressourcenschonende und damit nachhaltige Marktwirtschaft dar.
- Von zentraler Bedeutung sind immer die Menschen: Fachkräfte!
Am Dienstag, 28. März 2023 lud PANTARHEI rund um Gründer und CEO Markus Schindler zum monatlichen Salon Z. Ein hochkarätiger Kreis von rund 100 Personen aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Medien sowie Politik folgte der Einladung in die eindrucksvollen Räumlichkeiten des Leopold Museums. Im Mittelpunkt des Abends stand Infineon-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka mit ihrem Vortrag zum Thema "Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit".
Von den 20 größten Halbleiterherstellern weltweit kommen nur drei aus Europa. Einer davon ist der deutsche Konzern Infineon mit rund 56.000 Mitarbeitenden. An der Spitze der Österreich-Tochter steht mit Sabine Herlitschka eine der mächtigsten Frauen des Landes. Seit 2014 steuert sie das Technologieunternehmen nicht nur sicher durch turbulente Zeiten, sondern baute den Standort Villach kräftig aus und investiert in Zukunftsthemen wie die Erforschung neuer Halbleitermaterialien. Das schafft Jobs. Eine Anstellung bei Infineon sorgt für drei weitere Arbeitsplätze in der Region.
Bei einer Marktkapitalisierung von etwa 40 Milliarden Euro erwirtschaftete der Halbleiterkonzern 2022 einen Umsatz von 14,2 Milliarden Euro, wovon mehr als ein Drittel aus Österreich kamen. Um die wirtschaftliche Bedeutung Infineons zu unterstreichen, zieht Herlitschka den Vergleich zum kürzlich vollzogenen Twitter-Verkauf über rund 44 Milliarden Euro. "Wir sind 'echte Welt'. […] Ein Informationsnetzwerk im Vergleich zur echten Ökonomie – da sind die Größenvergleiche wichtig", betont die Managerin beim Salon Z.
Das "Öl des 21. Jahrhunderts"
Während sich Europas weltweiter Produktionsanteil bei Mikrochips auf sieben bis acht Prozent beläuft, investiert China mehr in den Import von Mikrochips als in Öl. Unter den umsatzstärksten Halbleiterherstellern befinden sich neben Infineon (Deutschland), STMicro (Frankreich/Italien) und NXP (Niederlande) ausschließlich amerikanisch bzw. asiatisch gesteuerte Unternehmen. Vor diesem Hintergrund warnt Herlitschka vor der massiven Abhängigkeit Europas: "Wer solche Technologien hat, definiert auch wesentliche Standards."
Die Europäische Kommission hatte im Februar 2022 den sogenannten European Chips Act vorgestellt. Ziel: Dem Rückgang des europäischen Anteils an der weltweiten Halbleiterproduktion von rund 22 Prozent im Jahr 1998 auf unter zehn Prozent soll entgegengewirkt werden. Bis 2030 sollen in Europa produzierende Unternehmen einen Anteil von 20 Prozent am Chip-Weltmarkt haben. Der Vorschlag zum Chips Act ist derzeit noch im sogenannten Trilog zwischen EU-Kommission, Rat der Europäischen Union und Europäischem Parlament. Nun müsse es zu einer schnellen Einigung kommen, so die Infineon-Vorstandsvorsitzende.
So viel CO2 sparen die Infineon-Chips
Bei Energiesparchips zählt der Infineon-Konzern zu den Weltmarktführern. Die Leistung der Chips ist beeindruckend. Bei der Gewinnung von Solarstrom reduzieren sie Energieverluste um 80 Prozent. Im weltweiten Datentransfer nutzen 50 Prozent aller Server Infineon-Chips für eine effiziente Stromwandlung. 2021 konnte durch den Verkauf von Infineons Energiesparchips (im Wert von über 410 Mio. Euro) etwa 150 Millionen Tonnen CO2 in diesem Jahr eingespart werden.
Energieeffizienz ist weltweit eine der größten Energieressourcen. Dieses enorme Potenzial kommt aus Sicht der Managerin im öffentlichen Diskurs zu kurz. Zehn Prozent aller heimischen Emissionen werden durch in Österreich erzeugte Chips eingespart. "Technologie liefert wesentliche Antworten auf Fragen der Nachhaltigkeit", fasst Herlitschka zusammen. "Mit der Entwicklung intelligenter Technologien leisten wir einen zentralen Beitrag zur globalen Herausforderung des Klimawandels."
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Zum Salon Z
Der Salon Z ist eine von Mag. Schindler vor knapp zehn Jahren ins Leben gerufene Veranstaltung, bei der einmal im Monat ein hochkarätiger Kreis von Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Medien und Politik mit einem Referenten zu aktuellen Themen diskutieren. Der Name Salon Z stammt von den ehemaligen Salonräumen der legendären Wiener Saloniere Berta Zuckerkandl in der Bel Etage des Cafe Landtmann, in denen bis vor kurzem der Salon Z abgehalten wurde. Seit kurzem erstrahlt die monatliche Netzwerkveranstaltung in neuem Gewand in den wunderschönen Räumlichkeiten des Leopold Museum.
In der Vergangenheit durften wir mit führenden österreichischen Wirtschaftsvertretern wie Dr. Andreas Brandstetter, CEO von UNIQA, Mag. Christian Kern, sowohl als CEO der ÖBB als auch als Bundeskanzler, Dr. Georg Pölzl, CEO der Post, Dr. Walter Rothensteiner, CEO der RZB, Mag. Georg Kapsch, Präsident der IV, MMag. Peter Oswald, CEO der Mondi Group International, Wirtschaftskammerpräsident Dr. Harald Mahrer, Regierungsmitgliedern wie Finanzminister Dr. Magnus Brunner, Europaministerin Karoline Edtstadler oder Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Kocher oder Repräsentanten aus den Bereichen Kultur und Medien, wie der Direktorin des Burgtheaters, Karin Bergmann, oder Presse-Chefredakteur Rainer Nowak diskutieren.