Salon Z mit Bernhard Wurzer: Wie sich die ÖGK vor Big Tech wappnen möchte

PANTARHEI
Beim Salon Z lieferte Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Einblicke, wie sich das österreichische Gesundheitswesen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet.

Technologie-Riesen wie Amazon oder Google breiten sich aggressiv im US-amerikanischen Gesundheitsmarkt aus und haben bereits ihre Fühler in Europa ausgestreckt. Beim Salon Z lieferte Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Einblicke, wie sich das österreichische Gesundheitswesen darauf vorbereitet.

Am Montagabend ging der monatliche Salon Z im Wiener Leopold Museum über die Bühne, zu dem rund 80 Gäste erschienen. Als Speaker des Abends konnte ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer gewonnen werden. Im Fokus stand das österreichische Gesundheits- und Sozialsystem, das weltweit als eines der besten und tragfähigsten gilt, obwohl es oft gescholten und nur von wenigen wirklich durchschaut wird. Bevor es losging, lud Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger zur exklusiven Führung durch die neue Würth Collection. Das Angebot stieß auf großes Interesse.

Die ÖGK als europäischer Vorreiter

Die Strukturen im österreichischen Gesundheitssystem werden in den nächsten zehn Jahren mehr Veränderung erfahren als in den 100 Jahren zuvor. Wie in vielen anderen Bereichen, ist auch hier die Digitalisierung keine Frage des “Ob”, sondern eine Frage des “Wie” und “Wann”. In seinem Vortrag sprach Wurzer über das ambitionierte Ziel, die modernste Gesundheitskasse Europas zu werden.

Um diesen Weg zu ebnen, ging Anfang 2020 ein großer Change-Prozess voraus: die Fusion der ehemaligen neun Gebietskrankenkassen zur ÖGK. “Wahrscheinlich hätten wir Corona nicht so gut überstanden, wenn wir in der Sitzung der neun leitenden Angestellten der Gebietskrankenkassen basisdemokratisch darüber diskutiert hätten, ob man jetzt ein Rezept auf einem Foto einlösen darf oder nicht”, ist Wurzer überzeugt.

Mit Blick auf die Zukunft sieht der ÖGK-Generaldirektor neben der Digitalisierung den demografischen Wandel als die große Herausforderung für das Gesundheitswesen. Die österreichische Bevölkerung wird zunehmend älter und benötigt daher eine umfassendere medizinische Versorgung. Ebenso gewinnt der Wissenstransfer zwischen “Alt” und “Jung” innerhalb des Unternehmens sowie die Vorstellungen künftiger Berufseinsteiger an Bedeutung.

Verändert Big Tech den Gesundheitsmarkt?

“Wir sind der tiefsten Überzeugung, dass unsere großen Herausforderungen als ÖGK nicht die privaten Gesundheitsversicherungen sind. Unsere großen Herausforderungen im Gesundheitswesen heißen Amazon Care und Google Health”, erklärt Wurzer. Seit Jahren wird darüber gerätselt, ob die Technologie-Riesen mit Gesundheitsangeboten bald nach Europa kommen. Im Vergleich zu den USA sind die europäischen Märkte noch stärker reguliert. Das Sammeln und Verknüpfen von Daten ist stärker eingeschränkt und gesetzlich überwacht.

“Irgendwann werden die jungen Leute sagen: Wenn Amazon Care mir das anbieten kann, wieso zahle ich dann noch für ein öffentliches Gesundheitswesen? […] Wir sind davon überzeugt, dass die öffentliche Krankenversicherung in Österreich Bestand haben muss – auch zur Sicherung des Sozialen Friedens. Deshalb beschäftigen wir uns mit Digitalisierung”, betont Wurzer abschließend. 

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion unter den Gästen. Dabei standen insbesondere die Herausforderungen der Digitalisierung für die österreichische Sozialversicherung im Fokus. Es wurde diskutiert, wie die Einführung digitaler Technologien in der Gesundheitsversorgung und im Sozialversicherungssystem das bestehende System verbessern und wie sie gleichzeitig für alle zugänglich gemacht werden können.

Museumsdirektor Hans-Peter Wipplinger lud zur exklusiven Führung durch die neue Würth Collection.